„Der Mittelstand ist das Kämpfen gewohnt“, so Hoffmann. Gemeint ist natürlich im übertragenen Sinne der unermüdliche Einsatz gegen die Widrigkeiten des Marktes und der Rahmenbedingungen. Hoffmann ist in diesem Sinne ein Kämpfer. Als er 2020 als Restrukturierer die Geschäftsführung bei Bever & Klophaus übernahm, kam sofort eine Zeit multipler Krisen auf ihn zu: von Corona bis zu Energieproblemen als Folge des Ukraine-Krieges.
Der lange Weg der Restrukturierung
Gleichzeitig war die Ausgangssituation alles andere als einfach. „Wir waren mehr als 200 Jahre alt, aber als Unternehmen am Markt nicht wirklich sichtbar“, erinnert sich Hoffmann. Ausgehend von der Frage „Was ist unser USP?“ setzte er ein professionelles Marketing auf. Der Anspruch zielte auf Premium-Qualität für das Kernprodukt des Unternehmens: Schlösser in allen Spielarten.
„Die Banken haben uns gut unterstützt“, freut sich Hoffmann. Kreditinstitute fordern inzwischen auch Engagement für Nachhaltigkeit ein. Hoffmann setzte unter anderem auf recycelbare Verpackungen und Photovoltaik auf dem Firmendach. Das 2016 bezogene neue Firmengebäude bildete einen geeigneten Ausgangspunkt für die Zukunftsstrategie.
Mit 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern macht das Unternehmen jährlich 10 Millionen Euro Umsatz. Mehr als 3500 Produkte sind ständig auf Lager, denn Baumärkte brauchen Just-in-Time-Belieferung. Fachmärkte und Handwerker sind der zweite große Block der wichtigen Abnehmer. Bever & Klophaus hat seine Schlösser bereits im Bundestag, im hessischen Landtag und im WDR verbauen lassen. Aber auch Spezialfälle sind kein Problem, etwa Schlösser nach antiken Vorbildern. „Wir sind der MacGyver der Schlossindustrie“, schmunzelt Hoffmann.
Um die notwendige Qualität zu halten, bildet das Unternehmen unter anderem gelernte Feinwerktechniker selbst im Schlossbau weiter. Anders geht es nicht. Stichwort: Fachkräftemangel.
Bis heute ist man im Restrukturierungsprozess gut vorangekommen. Zu tun gab es auf dem Weg mehr als genug. „Wir haben alle Zahlen aufgearbeitet und ein ERP-System eingeführt“, erinnert sich Hoffmann. Geholfen hat ihm dabei Omid Shakeri, der als Prokurist und Kaufmännischer Leiter weiteren frischen Wind ins Unternehmen brachte. Alle Kalkulationen wurden völlig neu aufgesetzt. Umfangreiche Monatsberichte halten die Finanzierer inzwischen kontinuierlich auf dem Laufenden.
„Betriebswirtschaftlich entscheidend ist am Ende die Effizienz der Prozesse“, weiß Hoffmann. Daher hat er jeden Prozess im Betrieb detailliert überprüft, um die Durchlaufzeiten zu verkürzen und die Qualität weiter zu steigern.
Natürlich müsse man auf dem Weg der Restrukturierung die Mitarbeitenden mitnehmen, unterstreicht der Geschäftsführer. „Das Beharrungsvermögen ist mitunter auch in kleinen Einheiten groß.“ Dagegen helfe: Authentizität der Führungskräfte, glaubwürdige Kommunikation und Einbindung der Mitarbeitenden, das alles vor dem Hintergrund einer verständlichen Zukunftsvision.
„Im Mittelstand wird verantwortungsvoll die Zukunft gestaltet“
All dies hat man im Restrukturierungsprozess weitgehend unter eigener Kontrolle, Einflussfaktoren von außen hingegen nicht. Als die Energiepreise ins Astronomische stiegen, reagierte Bever & Klophaus noch mit einem cleveren Energie-Management. Gegen steigende Zinsen oder die zunehmende Bürokratie in Deutschland kann man als einzelner Unternehmer hingegen herzlich wenig tun. „Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz beispielsweise bringt große zusätzliche Belastungen. Im Mittelstand hat man einfach wenig Ressourcen, die man mit sowas beauftragen kann“, berichtet Hoffmann.
„Wir Unternehmen im Mittelstand erfahren in der öffentlichen wie politischen Wahrnehmung nicht die Wertschätzung, die uns aufgrund unserer volkswirtschaftlichen Bedeutung zustehen sollte. Im Mittelstand wird traditionell verantwortungsvoll, mit Weitsicht und mit hoher gesamtgesellschaftlicher Verantwortung die Zukunft der Unternehmen gestaltet und damit die wirtschaftliche Basis der Mitarbeitenden und deren Familien gewährleistet“, so Hoffmann.
Damit schließt sich der Kreis zum Appell an die Politik. Hoffmann wünscht sich maximale Unterstützung aus Düsseldorf und Berlin. Herausforderungen werden noch zur Genüge auf ihn zukommen. „Im Smart Home von morgen wird es beispielsweise in den Türen wahrscheinlich gar keine Schlüssel mehr geben. Auch der demografische Wandel wird die Kundenwünsche stark verändern“, weiß Hoffmann. Doch damit wird er klarkommen. Innovationen und neue Produkte sind die Kernkompetenz des Mittelstandes. Für geeignete Rahmenbedingungen müssen andere sorgen.