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ESM: Innovationstreiber in der Nische

B. Eng. Felix Schönenberg mit Scanner, ESM-Geschäftsführer Karl-Richard Strohn, B. Eng. Jan Ochterbeck mit iPad zur Aufnahme und automatischen Systemeinbindung von Montage- und Fertigungsdokumentationen (v. l.).

Auf den ersten Blick mag er im MAV etwas exotisch wirken. Unternehmer Karl-Richard Strohn und sein Team entwickeln, fertigen und vertreiben in Ennepetal innovative Schneid-, Mäh- und Ernte-Techniklösungen. „Ein Nischenmarkt“, wie er selbst im Interview sagt. Wie er die Sache angeht, kann allerdings weit über sein so spezielles Branchenumfeld hinaus eine Inspiration sein. Stichworte: konsequente Digitalisierung, Wissensmanagement und frische Ideen.

Herr Strohn, was tut sich in Ihrer Branche?

Unser Markt verändert sich gerade. Die öffentliche Fokussierung auf eine nachhaltige Landwirtschaft, getrieben von Themen wie Fauna-, Flora-, Habitat-Schutz, Ökologie, Biodiversität, aber auch autonomen Systemen, verlangt nach neuen technologischen Ansätzen der Zulieferindustrie für landwirtschaftliche Arbeitswerkzeuge, verbunden mit angepassten Geschäftsmodellen. Im internationalen Wettbewerb kommt dabei „weichen“ Faktoren, wie Qualität, Liefertreue oder strategischer Beratung – alles aus einer Hand –, eine zunehmend wichtigere Bedeutung zu. Agilität und ständige Weiterentwicklung verkörpern Eigenschaften, die über unternehmerischen Erfolg maßgeblich mitentscheiden.

Was bedeutet das in der Praxis?

Jeder Tag ohne Fortschritt und Veränderung ist für uns bei ESM ein verlorener Tag. Viele mittelständische Unternehmen müssen sich, wie auch wir, einer Erosion des Mitarbeiterstamms aufgrund kumulierter Altersabgänge stellen. Eine bislang einmalige Herausforderung. Der damit verbundene „Brain Drain“ birgt die Gefahr erheblicher Verwerfungen. Wir sehen deshalb eine zentrale Aufgabe unseres unternehmerischen Handelns in Projekten, die internes Wissen sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten so verifizieren und dokumentieren, dass eine sichere Übertragung auf die nächste Generation gewährleistet ist. Dazu setzen wir vernetzte IT- und Archivierungssysteme im gesamten Unternehmen ein. Parallel streben wir intelligente, „lernende“ Produktionsprozesse an.

Wie kann ein Unternehmen Ihrer Größenordnung dies leisten?

Wir arbeiten schon viele Jahre, schwerpunktmäßig im Bereich Forschung und Entwicklung, mit etlichen wissenschaftlichen Einrichtungen in NRW zusammen. Im Rahmen dieser Hochschulpartnerschaften spielt auch die Fachhochschule Südwestfalen, vertreten durch Herrn Prof. Dr. Mende, eine wichtige Rolle. Mit seiner Unterstützung haben wir zwei junge Ingenieure begeistern können, ihre Bachelor-Arbeiten, exakt zu vorgenannten Themenkreisen, mit unserer Unterstützung zu verfassen. Beide junge Menschen haben uns aufgrund ihres Fachwissens, gepaart mit großer Neugierde und Offenheit, so überzeugt, dass wir sie fest in unser Team integriert haben. So konnten wir einen – zwischenzeitlich – ausgewiesenen IT-Experten und einen effizienten Fertigungs- und Prozessoptimierer an uns binden.

Welche Vorteile hatte das für Sie als Unternehmer?

Solche Projekte verstehen wir als eine Art „Casting“ für alle involvierten Parteien. Wir als Unternehmen haben eine gute Möglichkeit, die Studierenden intensiv und sachorientiert kennenzulernen. Die jungen Menschen ihrerseits können sich dem Arbeitgeber individuell präsentieren. Eine „Win-win“-Relation. Besser kann man es sich nicht wünschen. Wenn es dann, wie in den vorgenannten Fällen, zu einem weiteren Miteinander kommt, dann treffen Partner aufeinander, die im wahrsten Sinne des Wortes im Thema sind. Das ist maximal effizient und wirtschaftlich attraktiv. Sie reden nicht nur über Digitalisierung, sondern leben dieses Thema auch.

Warum ist Ihnen das so wichtig?

Weil wir es als eine Frage des wirtschaftlichen Überlebens verstehen. Uns treibt die Erkenntnis: Wer sich als Unternehmer der Digitalisierung nicht stellt, wird, noch in dieser Dekade, in existentielle Bedrängnis geraten. Eine Transformation lässt sich nur initiieren, wenn alle, auch und gerade die Unternehmensleitungen, diesen Weg konsequent beschreiten und begleiten.

Einsatz Künstlicher Intelligenz

Die ESM Ennepetaler Schneid- und Mähtechnik GmbH & Co. KG produziert intelligente und innovative Systemlösungen für die Aufgabenfelder Schneiden, Mähen und Ernten auf Basis oszillierender Schneidtechnik inklusive der zugehörigen Antriebssysteme. ESM hat sich aktuell für ein gefördertes Forschungsprojekt beworben, in dem ein Assistenzsystem mit Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt wird. Arbeitsplätze in der Produktion werden dazu mit Kameras, Bildschirmen und Sensoren ausgestattet. Während Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Tätigkeiten ausführen, werden Daten, zum Beispiel der korrekte Druck eines Werkzeugs bei der Bearbeitung von Metallbauteilen oder Bilddaten, die die Position einer Klemmverbindung in einem Elektronikbauteil darstellen, digital gespeichert. Anhand dieser Daten lernt das KI-System die korrekte Ausführung von Tätigkeiten und kann eine automatisierte Qualitätssicherung durchführen. Zudem kann das Assistenzsystem Beschäftigte durch Informationen unterstützen, indem zum Beispiel ein falsch montiertes Bauteil auf einem Bildschirm visuell hervorgehoben wird.

 

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