Büroklammern, Stufengetriebe, Mehrfach-Gewindeanwendungen: Böhm Plast-Technology hat schon mehr als 3.000 hochpräzise Kunststoffprodukte hergestellt. Das Unternehmen verarbeitet Duroplaste und Thermoplaste im Spritzguss- und Spritzprägeverfahren. Je nach Schichtbetrieb verbraucht es dabei bis zu 1,7 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das ist eine Menge. Als sich abzeichnete, dass externer Strom 2024 doppelt so teuer werden würde wie zuvor im alten Liefervertrag, konnte Dennis Böhm das nicht gefallen.
Nachhaltige Energieversorgung
Der Jungunternehmer hielt dagegen und entwickelte eine moderne Energie-Strategie für seinen Betrieb. Erstens bestückte er alle Dächer mit Photovoltaik-Anlagen. Die produzieren umweltfreundlich Strom, der deutlich günstiger ist als zugekaufter. Schöner Nebeneffekt: Ein marodes Hallendach wurde ganz nebenbei noch von einem Partner saniert. Böhm verpachtete die Dächer an ein Unternehmen, das auf die Errichtung und Weitervermietung von Solaranlagen spezialisiert ist. Das kümmerte sich um alles.
Zweitens: Böhm warf die alten Ölheizungen raus. „Früher haben wir 50.000 Liter Heizöl im Jahr verbraucht, erinnert er sich. Heute stehen im Keller zwei moderne Wärmepumpen, die unter anderem von der Abwärme der Maschinen profitieren. Unternehmerischer Mut braucht manchmal auch Glück. „Wir haben so gerade noch die alte staatliche Förderung bekommen“, freut sich Dennis Böhm. „Ohne die wäre es nicht gegangen.“
Drittens hat der Geschäftsführer auf Öko-Strom umgestellt. Die eigene Solaranlage deckt zwar 40 Prozent des Stromverbrauches, aber ganz ohne externen Strom geht es halt nicht. „Wir wollten kein Alibi mit Zertifikaten, sondern echten Öko-Strom aus Wasserkraft“, sagt Böhm. Ende des Jahres soll es geschafft sein: „Mit Beginn der Heizperiode werden wir zu hundert Prozent ‚grün‘ sein“, ist er überzeugt.
„Im Hinblick auf Nachhaltigkeit sind wir damit vor der Welle‘“, so Böhm. Den Kunden gefällt es. „Neukunden kommentieren unser Umwelt-Engagement positiv“, sagt der Geschäftsführer.
Harter internationaler Wettbewerb
Solche Impulse für das Marketing sind derzeit herzlich willkommen. „Nach dem Rekordjahr 2023 wird unser Umsatz 2024 um ein Viertel zurückgehen“, sagt Böhm voraus. Die Wettbewerbssituation spitzt sich zu. Böhm: „Bisher haben wir immer an deutschen Lieferanten festgehalten. Nun haben wir erstmals zwei Maschinen aus China gekauft – nach einem sehr langen Überlegungsprozess.“ Der Kostendruck war zu stark.
Dennis Böhm kennt sie, die Belastungen, unter denen der deutsche Mittelstand gerade ächzt: Hohe Lohnkosten. Bürokratie und Auflagen, auf die Wettbewerber in anderen europäischen Ländern mitunter pfeifen. Fachkräftemangel und nachlassende Qualität von Bewerbern. Böhm bildet selbst aus und versucht es ansonsten mit Selbstbewusstsein. „An einem Wettbieten um Fachkräfte beteiligen wir uns nicht“, sagt er. Bürokraten, die den Mittelstand mit Auflagen überziehen wollen, ruft er zu mehr Vertrauen in die betrieblichen Experten auf: „Wir haben das notwendige Fachwissen, es muss nicht von außen übergestülpt werden.“