Die Studie enthält unter anderem folgende Informationen.
Rahmenbedingungen für die M+E-Industrie:
In Hagen liegt der Gewerbesteuerhebesatz deutlich über dem Durchschnittswert der kreisfreien Städte in NRW. Die Stadt hat den Hebesatz zudem im Laufe der Jahre immer weiter erhöht. Für Hagen ergeben sich daraus Nachteile im Standortwettbewerb mit anderen Kommunen, die niedrigere Hebesätze haben und daher für Unternehmen möglicherweise einen attraktiveren Standort darstellen.
Finanziell gut aufgestellte Regionen sind attraktiver für Unternehmen, da diese oftmals bessere Möglichkeiten haben, wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein guter Indikator zur Beurteilung der finanziellen Lage der Kommunen ist die gemeindliche Steuerkraft. Im Vergleich zur Gesamtheit der kreisfreien Städte in NRW fällt die Steuerkraft in Hagen eher unterdurchschnittlich aus. Die Steigerungen in den vergangenen Jahren lassen sich dabei hauptsächlich auf gestiegene Einnahmen aus dem Gemeindeanteil an der Umsatzsteuer zurückführen. Aber auch die Gewerbesteuereinnahmen sind mit der Erhöhung des Hebesatzes angestiegen.
Eine hochleistungsfähige Breitbandversorgung ist für Unternehmen häufig ein Schlüsselfaktor. In Zukunft wird die Wettbewerbsfähigkeit vieler M+E-Unternehmen auch davon abhängen, ob sie digitale Technologien implementieren können. Daher wurde in der Studie die regionale Versorgung mit Breitbandverbindungen mit mindestens 200 Mbit/s betrachtet. Im Vergleich zum Durchschnitt der kreisfreien Städte in NRW fällt die Breitbandversorgung mit schnellen Verbindungen in Hagen leicht überdurchschnittlich aus. Die Stadt will den Bau des Glasfasernetzes bis Ende 2021 abschließen und bis dahin eine flächendeckende Breitbandversorgung sicherstellen.
Innovationen werden immer bedeutsamer für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. In diesem Zusammenhang ist auch die vorhandene regionale Innovationskultur wichtig. Ein relevanter Indikator zur Abbildung dieser sind die Patentanmeldungen bezogen auf die ansässigen Betriebe. Die Zahl der Patentanmeldungen fällt in Hagen im Vergleich zur Gesamtheit der kreisfreien Städte in NRW deutlich unterdurchschnittlich aus.
Attraktivität für M+E-Fachkräfte:
Die M+E-Industrie steht bereits seit Jahren vor der Herausforderung des Fachkräftemangels. Der vorhandene Wohnungsmarkt ist einer der wichtigsten Standortfaktoren zur Attrahierung von Fachkräften. Positive Bedingungen am Wohnungsmarkt spiegeln sich unter anderem in der Anzahl der Baugenehmigungen relativ zur Anzahl der vorhandenen Wohnungen wider. Die Zahl der Baugenehmigungen fällt in Hagen im Vergleich zum Durchschnitt der kreisfreien Städte in NRW deutlich geringer aus. Zudem konnte die Stadt die Zahl der Genehmigungen in den vergangenen Jahren auch nicht übermäßig steigern. Ähnlich wie bei den Baugenehmigungen fällt auch die Zahl der Wohnungsneubauten in Hagen unterdurchschnittlich aus. Dabei ist die Anzahl in den vergangenen Jahren sogar noch weiter zurückgegangen.
Der Wanderungssaldo in Hagen fällt im Vergleich zur Gesamtheit der kreisfreien Städte in NRW niedrig aus. Der knapp positive Wert lässt sich hauptsächlich auf den Zuzug der 30- bis 50-Jährigen zurückführen. Dagegen zieht die junge Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 30 Jahren vornehmlich aus Hagen fort. Im Vergleich zum Durchschnitt der kreisfreien Städte in NRW oder des Landes insgesamt fällt der Altersquotient in Hagen kleiner aus. Dies zeigt, dass hier der Anteil der älteren Bevölkerung höher ist als anderswo.
In zunehmendem Maße ist die Beschäftigung von Frauen ein wichtiger Faktor am Arbeitsmarkt. Dabei sind gerade Regionen attraktiv, die sowohl Männern als auch Frauen ein vielfältiges Arbeitsangebot bieten. Die Beschäftigungsrate von Frauen fällt in Hagen durchschnittlich aus. Gleichwohl konnte das Angebot an Arbeitsplätzen für Frauen in den vergangenen Jahren offenbar verbessert werden, sodass auch die Beschäftigungsrate gestiegen ist.
Forderungen vor der Kommunalwahl
Der Märkische Arbeitgeberverband formuliert auf der Basis dieser Ergebnisse Forderungen an die Kandidaten der Kommunalwahl 2020. „Zusätzlich zu einer grundsätzlich wirtschaftsfreundlichen Verwaltung mit den entsprechenden Strukturen wünschen wir uns, dass der zukünftige Oberbürgermeister die Herausforderungen mit einem klaren Programm angeht“, sagt Geschäftsführer Özgür Gökce. Der Verband wolle aber nicht nur fordern. „Wir sind bereit, an den Themen aktiv mitzuarbeiten“, so Gökce. „Dazu sind wir bereits im Austausch mit verschiedenen wirtschaftsnahen Einrichtungen.“
Der MAV fordert:
- Senkung des Gewerbesteuerhebesatzes.
- Fortsetzung des Engagements für eine lückenlose Breitbandversorgung.
- Aufbau von Innovationsnetzwerken und Schaffung von Technologieparks zur Steigerung der Innovationskraft.
- mehr attraktiven Wohnraum für Fachkräfte. Neubau von Wohnungen statt Rückbau bereits bestehender Immobilien – trotz der hohen Leerstandsquote.
- Attraktivitätssteigerung der Stadt für junge Menschen – und somit für potenzielle Auszubildende für die M+E-Industrie.
- Nutzung des Potenzials der 30- bis 50-jährigen Zugezogenen und weiblicher Arbeitskräfte. Der MAV steht für jede Art von Vermittlung in Richtung der M+E-Industrie zur Verfügung
Foto: Hans Blossey