Kosteneinsparung durch weniger Umlaufbestand
Fast jeder kennt ihre Produkte – „Griffe“ aus Edelstahl und Aluminium, für Fenster und Türen. Im Fachjargon: Fenster- und Türbeschläge. Die Erich Dieckmann GmbH fertigt in Iserlohn mit etwa 130 Mitarbeitern eine Vielzahl derartiger Produkte, wobei die Historie des Traditionsunternehmens bis ins Jahr 1870 zurückreicht. Jan Kießler analysierte in seiner Arbeit die Prozessabläufe im Betrieb genau. Eine Reduzierung der Lagerhaltung, die Minimierung des Umlaufbestands, also aller bereits im Arbeitsprozess befindlichen Produkte, sowie eine Reduzierung des Transportaufkommens im Unternehmen können zu einer deutlichen Kosteneinsparung führen, so seine Erkenntnis. Experten sprechen von „Lean Production“.
Kurze Wege und zentrale Montagesteuerung
Kießler schlägt unter anderem vor, die Maschinenpositionen zu optimieren. Kurze Wege zu den Fertigungsplätzen, zu den Packstationen und zum Fertigwarenlager sind das Ziel. Produziert werden soll idealerweise in einer Reihenfertigung, d. h. in der Reihenfolge der Arbeitsschritte bis hin zum fertigen Produkt. Neue Materialbereitstellungsflächen führen dabei zu einer beschleunigten Anlieferung für eine effiziente Produktion.
Besondere Vorteile sieht Kießler in seinem Modell der zentralen Steuerung der Montage. Ein Teamleiter hat die gesamte Fertigung stets im Blick. Was zuerst gebraucht wird, wird zuerst gefertigt. Die Erledigung von Aufträgen und der Einsatz von Mitarbeitern können aus dem so genannten Leitstand heraus so gesteuert werden, wie es für eine optimale Versorgung der Kunden erforderlich ist. Die Mitarbeiter hingegen können sich ganz auf den eigentlichen Produktionsprozess konzentrieren. Die Nutzungs- und Produktionszeiten der Maschinen werden dadurch erhöht.
Grundlage für Management-Entscheidungen
Die zentrale Planung und Steuerung erlauben weiterhin zuverlässige Vorhersagen, zu welchem Zeitpunkt ein Auftrag fertig gestellt ist. Ein Aufbau erhöhter Warenbestände, die nicht gebraucht werden, wird vermieden. Eine strategisch definierte Lagerhaltung kann im Einzelfall jedoch auch sinnvoll sein, wie die Corona-Krise oder aktuelle Zulieferengpässe für die heimische Industrie zeigen. Bemerkenswert ist, dass Kießler in seiner Bachelor-Arbeit einen durchgängigen Produktionsprozess skizziert hat, der die Umsetzung unterschiedlicher Produktionsziele bestmöglich erlaubt. Den Rest entscheidet das Management.
Anregungen für die neue Montagehalle
Geschäftsführer Rainer Dieckmann verfolgte das Kolloquium interessiert. Am Ende wagte er einen Blick in die Zukunft. Die Firma Dieckmann errichtet demnächst eine neue Montagehalle am Standort im Ortsteil Grüne. Dort wäre es einfach, die neuen Maschinenpositionen und Prozesse bereits von Anfang an ideal zu planen. Für Kießler bedeutet das nun: Er darf sich nicht nur über seine sehr gute Bachelor-Note freuen, sondern erhielt gleichzeitig das Angebot, bei der Firma Dieckmann zukünftig seine Master-Arbeit anzuschließen und so die Umsetzung seiner Ideen in die Realität weiter zu verfeinern. Eine gelungene Verknüpfung von Hochschulausbildung mit der heimischen Wirtschaft.