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Digitales Treffen mit ifo-Präsident Fuest

Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sorgt für erhebliche Beunruhigung – nicht nur an den Märkten, sondern auch bei der Wirtschaft in Südwestfalen. Ereignisse von derartiger Tragweite gaben Thorsten Schick, Mitglied des Landtags, und Paul Ziemiak, Mitglied des Deutschen Bundestages, Anlass für eine volkswirtschaftliche Analyse der Lage. Gemeinsam mit dem Märkischen Arbeitgeberverband (MAV) und der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) luden die beiden heimischen Politiker Unternehmer zu einem digitalen Austausch mit einem ausgewiesenen Experten ein: Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest, Präsident des renommierten ifo-Instituts.

Der wichtigste Handelspartner Deutschlands

Bereits unmittelbar nach der US-Wahl hatte eine Umfrage des MAV unter seinen Mitgliedern ergeben, dass fast die Hälfte der Teilnehmer Geschäftsbeziehungen in die USA pflegen. Fuest bestätigte die große Bedeutung: „Die USA sind der Haupthandelspartner Deutschlands“, so der ifo-Präsident. Zirka 60 Prozent der heimischen Güterexporte gingen dorthin. Reziproke Zölle zwischen Europa und den USA könnten einen Rückgang der Exportquote von 2,2 Prozent verursachen. 

Auch könne es zu Umwegeffekten über China kommen, da europäische Produkte manchmal erst von dort den Weg in die USA fänden. Trumps Zollpolitik könne insgesamt eine Kettenreaktion des Protektionismus auslösen. Ähnliche Entwicklungen hatten zur Weltwirtschaftskrise in der 30er-Jahren geführt. 

Besonnenheit als Gebot der Stunde

„Die EU sollte besonnen reagieren“, riet Fuest: Kooperationen mit anderen Ländern suchen aber gleichzeitig die Kooperation mit den USA aufrechterhalten und verhandeln.

Was er dem vermutlich zukünftigen Bundeskanzler Friedrich Merz raten würde, wollte MAV-Geschäftsführer Özgür Gökce wissen. „Strategische Ambiguität“, so die Antwort. Fuest plädierte dafür, auf die EU genauso zu setzen wie auf nationalstaatliche Kontakte in die USA. „Europa darf sich aber insgesamt nicht auseinanderdividieren lassen.“

Eine Chance für Europa

In der digitalen Austauschrunde wurde von MAV-Mitgliedern insbesondere die zunehmende Bedeutung Asiens thematisiert. „Dorthin gibt es bereits gute Kontakte“, berichtete Fuest und nannte dies „ermutigende Zeichen“. Hier liege auch eine Chance für Europa. Gleichwohl sei als Folge von Trumps Zollpolitik mit einem größeren Stahlangebot in Europa zu rechnen und somit auch mit noch mehr Wettbewerb. Fuest unterstrich: „Wir sollten auf jeden Fall mit den Chinesen im Gespräch bleiben.“

Dass die Zollpolitik auch den USA schaden wird, ist für den ifo-Präsidenten längst ausgemacht. „Die Preise werden steigen, Waren aus China fehlen in den Regalen, und amerikanische Unternehmen bekommen Probleme wegen zusammenbrechender Lieferketten“, so Fuest. „Vor allem aber zerstört Trump das Vertrauenskapital seines Landes.“

Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest (Foto: ifo).

Er und Thorsten Schick hatten das digitale Meeting angeregt und organisiert: Paul Ziemiak, MdB (Foto: Steffen Böttcher).