Im Geschäftsfeld Kaltwalzen der Knauf Interfer Gruppe dreht sich alles um StahI. Aufgewickelt zu mächtigen Coils wartet der Stahl an den hochmodernen Anlagen auf die Weiterverarbeitung. Spalten, Kaltwalzen, Glühen, Entfetten, Verzinken, Verzinnen - der gesamte Wertschöpfungsprozess der Stahlverarbeitung findet im Giebel Kaltwalzwerk im Ostfeld statt. Das Unternehmen ist Spezialist für hochwertiges und spezialveredeltes Präzisionsband.
Das Produkt ist weltweit gefragt, eine deutliche Steigerung der Jahresproduktion anvisiert. Doch die Lagerkapazitäten an den einzelnen Fertigungsstationen stoßen an ihre Grenzen. „Wir haben hohe Umlaufbestände – Material, das in Arbeit ist“, hat Sylwia Szymczak festgestellt: „Es fehlt an Platz“. Ein komplexer Materialfluss und fehlende Routinen bei der Ein- und Auslagerung machen das Arbeiten in dem Bereich unwirtschaftlich, Probleme, für die die 24-jährige Studentin in ihrer Bachelorarbeit Lösungen entwickelte.
Sie hatte bereits während eines Praxissemesters einen Einblick in das Unternehmen erhalten. In ihrer Arbeit schlüsselte sie Daten aus eineinhalb Jahren detailliert auf und analysierte diese, sprach mit Mitarbeitern und fertigte ein Layout der insgesamt 36 Flächen an, auf denen mehr als 7.000 Coils gelagert werden können. Dabei identifizierte sie Optimierungspotenziale im Materialfluss, der Lagerplatzkennung und in der Kommunikation, über deren Erschließung sich die Produktivität deutlich steigern ließe.
Mit Hilfe verschiedener methodischer Analyse-Instrumente stellte die Studentin die komplexen Transportwege dar und ermittelte Lagerkosten. Sie zeigte weiterhin Stärken und Schwächen in den Arbeits- und Logistikabläufen auf. Auf dieser Basis entwickelte Sylwia Szymczak drei Konzepte, mit denen der Materialfluss im Kaltwalzwerk schlanker und wirtschaftlicher werden kann. Eine Grundlage ist die Umstellung auf eine 4-Coil-Regel: „Die Coils werden in vierer Reihen gelagert, sodass maximal ein Coil umgelagert werden muss, um an ein anderes zu kommen“, erklärt sie. Zudem entwickelte sie einen einfachen Lagerplatzcode, der leicht verständlich und eindeutig anzeigt, wo das Material gelagert ist. In einem weiteren Schritt lassen sich, so Sylwia Szymczak, mit passenden Lagersystemen die Stellflächen effizienter nutzen und einfacher finden. So könne mit überschaubaren Investitionskosten der Lagerbestand optimiert und gleichzeitig für mehr Arbeitssicherheit gesorgt werden.
Die Ergebnisse überzeugten sowohl Betriebsleiter Paul Schaab als auch Dr. Stephan Scharfenorth, Sprecher der Geschäftsfeldleitung des Geschäftsfeldes Kaltwalzen der Knauf Interfer Gruppe. Von ihrem Betreuer an der Fachhochschule Südwestfalen, Prof. Dr. Klaus-Michael Mende, gab es dafür die Note „sehr gut“. Im Giebel Kaltwalzwerk warten jetzt auf Sylwia Szymczak die Umsetzung ihrer Ergebnisse und neue Aufgaben. Ein wesentliches Thema ist die Einführung der Unternehmenssoftware SAP. Berufsbegleitend möchte sie ein Masterstudium in Wirtschaftswissenschaften absolvieren. Prof Mende freut sich, dass er immer wieder Unternehmen und Studierende zusammenbringen kann, sodass beide in idealer Weise profitieren.
Die Absolventin wurde jüngst mit dem Budde-Preis für ihre Bachelorthesis ausgezeichnet:
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