Aufbau der Arbeitgeberverbände zunächst auf regionaler Ebene
Die Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern war schon seit der Kaiserzeit zunehmend ein bestimmendes Element der Sozialverfassung Deutschlands. Die Neugründung der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände kurz nach dem Zweiten Weltkrieg knüpfte an diese Tradition an. Die Organisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer erhielten wieder das Recht, in alleiniger Zuständigkeit als Tarifvertragspartner Vereinbarungen über Löhne und Arbeitsbedingungen zu treffen. Der Aufbau der Arbeitgeberverbände vollzog sich in Westdeutschland zunächst auf regionaler Ebene.
Für den Arbeitgeberverband Iserlohn erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister am 18. Mai 1948. Laut Satzung war er vorläufig auf die Eisen- und Metallindustrie beschränkt und zuständig für den Stadt- und Landkreis Iserlohn. Vorsitzender wurde der Iserlohner Fabrikant Erich von Hagen, erster Geschäftsführer des Verbandes war Syndicus Ernst Nolte. Die Verbandsmitglieder mussten sich bald schon gemeinsam vielfältigen Herausforderungen stellen.
Weiterentwicklung der Verbandsangebote
Fachkräftemangel gab es bereits in den Fünfzigerjahren. Ihm begegnete man durch den Zuzug der sogenannten Gastarbeiter. Die Sechzigerjahre brachten kräftige Erhöhungen der Löhne und Gehälter, aber auch eine erste gravierende Rezession – weitere sollten folgen. 1961 startete in Iserlohn die Beratung der Betriebe in Sachen Arbeitswirtschaft durch einen ausgebildeten Ingenieur. 1974 nannte sich der Verband in „Unternehmensverband Ruhr-Lenne e.V. Iserlohn“ um, was unter anderem der kommunalen Neuordnung Rechnung tragen sollte. Die Städte Hohenlimburg und Schwerte waren inzwischen der kreisfreien Stadt Hagen bzw. dem Kreis Unna zugeschlagen worden.
In den Siebziger- und Achtzigerjahren waren die Unternehmen der Region gefordert, für die geburtenstarken Jahrgänge zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Der Iserlohner Verband übernahm unter anderem gleich zweimal die Patenschaft für mehr als ein Dutzend zusätzliche Ausbildungsplätze und stellte dafür jeweils eine halbe Million D-Mark zur Verfügung. In die Siebzigerjahre fiel außerdem die Gründung von vier Werksarztzentren als „Töchter“ der Arbeitgeberverbände in Iserlohn und Altena.
Die Achtzigerjahre waren tarifpolitisch durch die Auseinandersetzungen um die Einführung der 35-Stunden-Woche geprägt. Der Iserlohner Arbeitgeberverband schulterte bereits zu Beginn des Jahrzehnts den Neubau eines Verbandshauses. Am 22. September 1980 wurde das heute weiterhin genutzte, verkehrsgünstig gelegene Gebäude am Hemberg eingeweiht.
Umbenennung in Unternehmensverband Ruhr/Lenne
Gegen Ende des Jahrzehnts setzte sich bei den Arbeitgebern die Überzeugung durch, dass ein größerer Verband die Interessen seiner Mitglieder noch besser vertreten könne. Aus dieser Überzeugung resultierte der Zusammenschluss der Verbände in Altena und Iserlohn. Die konstituierende Sitzung für die Gründung des neuen Unternehmensverbandes Ruhr/Lenne fand am 20. Dezember 1989 statt. Die erste gemeinsame Mitgliederversammlung gab es im Januar 1990.
Die Neunzigerjahre brachten dann – nach mehreren Absenkungen der Wochenarbeitszeit im Laufe der Jahrzehnte – tatsächlich die 35-Stunden-Woche. Sie führten außerdem zur Wahl eines der derzeit wohl dienstältesten Arbeitgeberpräsidenten in Nordrhein-Westfalen: Horst-Werner Maier-Hunke wurde 1998 Vorsitzender des MAV – und ist es bis heute. Er folgte auf mehrere verdiente Vorsitzende. Außer Erich von Hagen waren dies in Iserlohn vor der Fusion Walter Stoesser, Ernst Witte, Ernst Nörrenberg-Sudhaus, Dr. Jochen F. Kirchhoff und Dr. Reinhard Opitz sowie später für den Unternehmensverband Ruhr/Lenne Hans-Friedel Schuhe und Jörg Vogelsang.
Fusion zum heutigen MAV
2008 fusionierte der Verband unter Maier-Hunkes Leitung mit dem Märkischen Arbeitgeberverband in Hagen zum neuen großen Märkischen Arbeitgeberverband (MAV). 2015 baute der MAV als alleiniger Träger der Ausbildungsgesellschaft in Letmathe mit einem Investitionsvolumen von insgesamt vier Millionen Euro eine neue überbetriebliche Lehrwerkstatt, die für die gewerblich/technischen Berufe der Metall- und Elektroindustrie bis heute eine Ausbildung auf höchstem technischem Stand garantiert.
Aktuelle Herausforderungen für einen Arbeitgeberverband
Der Verband hat zu Beginn des neuen Jahrtausends viele Krisen erlebt: Basel II, die Wirtschaftskrise 2008/2009, die Flüchtlingskrise. Aber sicher hätte sich niemand vorstellen können, was sich zu Beginn der 2020er-Jahre innerhalb kurzer Zeit noch zusammenbrauen würde: die historische Corona-Pandemie, die Hochwasserflut im Verbandsgebiet, weltweite Lieferprobleme für Rohstoffe und Computer-Chips, die Sperrung einer Autobahn-Lebensader der Region – und schließlich: ein Krieg in Europa. Der MAV unterstützt und begleitet seine Mitglieder in solchen herausfordernden Situationen.
Horst-Werner Maier-Hunke hat weiterhin klare Vorstellungen von den Aufgaben eines Arbeitgeberverbandes: „Es darf nicht ausschließlich um Tarifthemen gehen, sondern der Verband muss sich mit innovativen Themen breiter aufstellen." Beispielsweise durch aktive Öffentlichkeitsarbeit und Engagement für Ausbildung, Beschäftigung von Frauen und Unternehmensnachfolge. Die Zukunft hat längst begonnen.